Das Jahr 2016

Ich habe lange nichts mehr geschrieben, das Jahr 2016 war gefüllt mit sehr viel Arbeit und mit Sam, der leider ein sehr schlechtes Jahr hatte. Aber er hat gekämpft wie ein Löwe und so haben wir es zusammen geschafft, im Jahr 2017 anzukommen.

 

Ich habe Nachfragen bekommen, wie es Sam geht. Das hat mich gefreut und es tut mir leid, dass ich noch nicht alle E-Mails beantwortet habe. Sagen wir es so: Sam geht es den Umständen entsprechend gut. Hier ist ein Bild aus dem Urlaub auf Fehmarn im September letzten Jahres.

Aber die Anfälle haben dennoch ihre Spuren hinterlassen. Er hatte kaum 8 Tage zwischen den Serien und das Levetiracetam konnte nicht mehr alle Grand Mal verhindern, immer wieder kamen welche durch oder er hatte drei bis Grand Mal direkt nacheinander. Schlimmer aber sind die Panik-Anfälle, die sich über Stunden hinziehen können und weil er dabei bei Bewusstsein ist, bekommt er mehr mit als bei einem Grand Mal.

Der Höhepunkt kam schließlich am Vierten Advent. Ich war nicht da, zwei Tage war ich unterwegs, meine Mutter vor Weihnachten besuchen und einen Geschäftstermin wahrnehmen und die Nachrichten wurden immer beunruhigender, so dass ich kurz davor stand, ins Auto zu springen und nach Hause zu fahren. Nachts um 1 rief Peter an, er sei auf dem Weg in die Klinik. Sam hatte den ganzen Nachmittag über immer wieder "Ruderanfälle" wie ich sie nenne, bei denen er umkippt und beginnt, mit allen Beinen zu rudern, dann panisch aufspringt und blind losrennt und versucht, sich unter oder hinter etwas zu verkriechen. Er hatte Fieber, war unterzuckert und völlig fertig. Ich habe mit der TÄ gesprochen und wir haben es ohne Narkose versucht. Er bekam Kochsalzlösung iV, sie hat ihn mit feuchten Decken abgedeckt, um ihn zu kühlen, er war völlig überhitzt, und Zucker und tatsächlich schlief er in Peters Schoß dann endlich ein. Geschlafen hat er dann den gesamten Montag, aber meine Ankunft hat ihm immerhin ein Schwanzwedeln entlockt. Er war erschöpft, aber ansonsten wieder okay. 

Was habe ich alles versucht dieses Jahr ... Mit den Medikamenten sind wir durch, letztlich wurde es mit jedem einzelnen immer schlimmer, nie besser. Er bekommt weiterhin Phenobarbital und in einer Serie Levetiracetam, aber ich muss mit der Dosierung sehr aufpassen. Die schlimmen Panikattacken bekommt er vermutlich wegen des Leve. Mit einer Tierheilpraktikerin zusammen konnte ich einmal etwas mehr als 2 Wochen Pause erreichen, aber dann ging es wieder im gewohnten Abstand von 6-8 Tagen los. Er bekommt Physiotherapie, um die durch die Anfälle verspannte Muskulatur wieder freier zu bekommen und so Stress zu nehmen. 

Das Schlimmste ist eigentlich, dass Sam ein ängstlicher Hund geworden ist. Menschen und Orte, die er nicht sehr, sehr gut kennt, mag er nicht. Jeder, der ihn sieht, will ihn knuddel, die Hand im weichen Fell vergraben, aber Sam mag das nicht und flüchtet. Also muss ich Menschen sagen, dass er Angst hat und sie ihn bitte in Ruhe lassen sollen. Und stoße auf Unverständnis. Ein Hund der so knuddelig aussieht, den muss man doch knuddeln können. Das geht so weit, dass sie weiter auf ihn zugehen, wenn er rückwärts rennt und ich sie anbrülle, sie sollen meinen Hund in Ruhe lassen. Es ist unfassbar. 

 

Ich habe diesen Bericht lange nicht abgesendet. Das Jahr 2016 hat mich kräftemäßig und emotional an meine Grenzen gebracht und nur der Gedanke, dass Sam weiterkämpft und ich ihn nicht im Stich lassen kann, hat mir noch Kraft gegeben, weiterzumachen. Ich dachte, schlimmer kann es eigentlich nicht werden, aber was wusste ich schon ...

 

Ich schreibe gleich einen weiteren Blog, wie es weiterging. Aber vorab: Sam geht es momentan so gut wie noch nie in den letzten 4,5 Jahren, die er nun mit dieser Krankheit lebt. 

 

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